Dienstag, 29. September 2009

Danke

Mein Reisejahr geht in Auckland, Neuseeland zu Ende.
Ich werde am 27.11. 2009 in Wien ankommen.

Am 4. Dezember 2008 hat alles begonnen mit der Landung in
INDIEN: Goa - Hampi - Gokarna - Chennai - Andaman Inseln - Kalkutta
THAILAND: Bangkok - Chiang Mai - Pai - Bangkok
MYANMAR: Rangoon - Inle See - Mandalei - Pagan - Rangoon - Bangkok
NEPAL: Kathmandu - Pokhara - Kathmandu
INDIEN: Dharamshala - Amritsar - McLeodGanj - Bagsu - Bagdagon - Srinagar
LADAKH: Leh - Neu Delhi
SINGAPUR
BALI: Ubud - Jimbaran - Seminjak - Gili Trawangan - Singaraja
AUSTRALIEN: Darwin - Sydney - Coffs Harbour - Sydney
NEUSEELAND: Raglan - Coromandel - Ha Hei - Auckland - Goat Island -Matakana -Bay of Islands - Paihi - Russell - Hokianga - Omapere -Tane Mahuta - Rotoiti - Taupo - Hukafalls - Waiheke- Tauranga - Mt Maunganui - Piha - Hamilton - Raglan - Auckland

Ich danke Gott und den Guten Geistern, dass sie diese Reise moeglich gemacht und mich beschuetzt haben
Ich danke euch allen, dass ihr mich wirklich oder geistig ein Stueck begleitet habt

Bis bald und AUFPASSEN!


Sonntag, 20. September 2009

Es wird Fruehling

Auf meiner kleinen Tour durch den Norden Neuseelands lerne ich im Pub von Coromandel Grant kennen. "Du siehst wirklich gut aus", ist das einzige Kompliment, das er mir macht. Die Stiefel, die ich anhabe, findet er scheusslich, dass ich rauche, findet er grauslich und die Art, wie ich tanze findet er bloed. Nicht einmal die Musik gefaellt ihm. "Ich bin zu jung fuer diesen Scheiss", sagt er. Die Band heisst Xcalibur und spielt nur Hardrock, die Musiker haben die entsprechende Haartracht. Aber er weicht nicht von meiner Seite, wir tanzen die ganze Nacht. Am naechsten Abend sehen wir uns wieder, es ist ein Samstag und am Sonntag frueh verabschieden wir uns. Er faehrt nach Auckland und ich fahre weiter nach Ha Hei, wo es am Strand heisse Quellen gibt und eine Hoehle in den Felsen direkt am Wasser, die aussieht wie eine Kathedrale. Heisse Quellen und Hoehlen hab ich genug gesehen, Grant interessiert mich mehr. Ich fahre nach Auckland, wo er lebt und arbeitet und quartiere mich im Backpackerhostel ein. Ich hab keine Adresse oder Telefonnummer von ihm, bin mir aber sicher, dass er mich auch wiedersehen will und sich melden wird. Tatsaechlich erreicht mich ein Mail von ihm, zwar eine Stunde spaeter als erwartet, aber das ist er immer. Bei unserem ersten Wiedersehen kommt er auch fast eine Stunde zu spaet. Wir gehen in ein Thairestaurant, die Tische stehen nahe beisammen und den, der am Nebentisch sitzt, kennt er. "Das ist Grant", stellt der ihn seinem Gegenueber vor, "er ist der Chef von BMW in Auckland". "Wie lange bleibst du in Auckland?", will Grant wissen. "Solange du mich hier haben willst", sage ich zu ihm. " Ich habe Zeit und keine besonderen PLaene bis Ende November."

"Oh no", sagt er. "Oh yes", sage ich, "das meine ich genau so." "Ich weiss", sagt er. Er erzaehlt von der Trennung von seiner Frau vor fast einem Jahr, dass sein 20-jaehriger Sohn bei ihm wohnt und seine 23-jaehrige Tochter, die Ende des Monats ausziehen wird. Wir verabreden uns fuer Sonntag, vorher hat er keine Zeit. Am Donnerstag schickt er den ganzen Tag SMS, ebenso am Freitag. Am Abend ruft er mich an, wir treffen uns, am Samstag fahren wir in sein Haus direkt am Meer, am Sonntag machen wir einen Ausflug aufs Land, jedesmal holt er mich mit einem anderen BMW ab.




Er schlaegt vor, das naechste Wochenende in der Bay of Islands zu verbringen. Ich aendere mein Ticket, haette fuer Mitte der Woche einen Flug zurueck nach Australien, buche jetzt fuer Ende November direkt von Auckland nach Wien. Am Freitag abend fahren wir nach Paihia, wo der Vertrag zwischen den Englaendern und Maori abgeschlossen wurde, am naechsten TAg mit der Faehre nach Russell. Am Sonntag strahlender Sonnenschein, es wird Fruehling. Wir fahren nach Hokianga in die Bucht mit weissem Strandstrand, nach Tane Mahuta, wo die groesste Kauri Neuseelands steht. Wir hoeren Freddy Mercury im Auto und ich muss an die Tanzhalle in BAgsu in den Bergen des Himalaya denken, wo vor ein paar Monaten zuerst Louis Armstrong gesungen hat: Heaven, I am in heaven und danach Freddy Mercury: Give me somebody to love, was ich damals zum ersten Mal seit 20 Jahren wiedergehoert habe. "Happy days" sagt Grant und ich denke, wir haben noch neuneinhalb Wochen.

Sonntag, 30. August 2009

Bei den Kiwis

Ich bin bei den Kiwis und die sprechen wieder einen anderen Akzent - er hat bei den Englaendern den hoechsten Stellenwert hat von allen, die in Uebersee Englisch sprechen - und sie verwenden andere Ausdruecke. "Its all good", alles ist gut, ist einer ihrer Lieblingssaetze. Fast alles, die Matratzen in den Betten sind zu weich, findet Remo, ein Schweizer und ich bin seiner Meinung. Die Kiwis tragen beim Staubsaugen den Staubsauger am Ruecken und die Strassenkreuzungen kann man diagonal ueberqueren, dafuer dauern die Ampelphasen ewig. Das Bargeld ist zu achtzig Prozent abgeschafft, alle zahlen alles mit der Karte, auch das Bier im Pub, nur die Touristen laufen noch mit Geldscheinen und Muenzen herum. Das Land ist gruen, die Steiermark am Meer, auf der Suedinsel gibts den Franz Josefs Gletscher, wahrscheinlich Salzburg und Tirol am Meer. In der Zeitung sind die Zeiten fuer Ebbe und Flut angegeben und wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, an dem Tag einen guten Fang zu machen. Heute ist Vollmond und 2 Tage vorher und einen nachher sind 3 Fische, der Hoechstwert, angegeben, zu Neumond sowie am Tag davor und danach auch.


Ich fahre mit Olivers Auto zur Captain Cook Bay, der Bucht, wo der Englaender Cook gelandet ist und die ersten Maori getroffen hat, die Ureinwohner Neuseelands. Sie kommen nicht wie die Aboriginies in Australien aus Afrika, sondern aus Asien. Die Maori wurden nie besiegt, heute noch tanzen sie den Hakahaka, eine Art Kriegstanz, bevor sie ein Rugbymatch anfangen. Sie haben mit den Englaendern einen Vertrag abgeschlossen, wonach sie ihnen das Land gegen Geld ueberlassen. Die Englaender haben sich nicht um den Vertrag geschert, vor etwa zehn Jahren wurde er eingeklagt und die Maori bekommen jede Menge Entschaedigung.


Auf meiner kleinen Tour durch den Norden der Nordinsel Neuseelands komme ich auch bei den HUndertwasserklos vorbei, schauen aus wie in Wien. Und ich sehe die groessten Baeume der Welt, die Kauris wachsen hier. Der aelteste ist 1000 Jahre alt. Ich sehe einen mit 9 Metern Umfang, 40 Metern Hoehe und 70 m3 Masse. Einen mit 6 Metern Umgang kann ich sogar umarmen, die groesseren werden vor den Menschen geschuetzt, so nahe kann man an die nicht heran. Es sind aussterbende Arten, vor ein paar hundert Jahren war noch ganz Neuseeland voll davon, jetzt gibts nur mehr einzelne. Es wird wohl nachgepflanzt, aber es dauert ein paar hundert Jahre, bis sie zweimal so gross sind wie unsere Vorstellung von grossen Baeumen.


Auf den Strassen ist die Geschwindigkeit angegeben, mit der man in die Kurven einfahren kann, die Bruecken sind fast alle einspurig und auf den Landstrassen gibts die Ankuendigung, dass in ein paar Kilometer ein Teilstueck mit zwei FAhrbahnen kommt, wo man ueberholen kann. Nach ein paar Tagen Herumfahren lande ich in Auckland. Ich bin ziemlich stolz, dass ich trotz Linksverkehr und vierspurigen Autobahnen ohne Umweg in einer fremden Stadt dort ankomme, wo ich hinwollte. Linksverkehr ist kein Problem, nur schalte ich statt des Blinkers dauernd die Scheibenwischer ein. Ich checke mitten in der Stadt im Backpackerhostel ein, die nette Frau an der REzeption schickt mich in eine Gegend, wo man das Auto umsonst und sicher parken kann. Auch das finde ich und meinen Weg zurueck, keine zwanzig Minuten zu Fuss. Mein Zimmer ist winzig, Bett, Sessel und am Kastl ein Fernseher, im 10. Stock mit Minibalkon, aber ich bin mitten im GEschehen, nette Pubs und Lokale rundherum, jeden Abend gibts irgendwo Live-Musik, viele kleine Essenslaeden und REstaurants und gute Kaffeehaeuser. Gleich daneben die Stadtbibliothek, mein Wohnzimmer bei Schlechtwetter mit Riesenfernsehschirm, Kinderecke, Konzertraum, Kaffeehaus, Computer umsonst und alles zum Lesen, was es gibt. Dann der grosse Park mit anschliessendem Unicampus, die Studenten sind grossteils asiatisch, so das Essensangebot, ein eigenes Fittnesscenter, Radiostation, Arzt, Apotheke, Reisebuero, Friseur, Theater, Infocenter, Computersaal, Eltern-und Kind-Bereich und trotzdem klein genug, das alles uebersichtlich und zu Fuss zu erreichen ist. Am Abend gehe ich ins belgische Pub und spaeter in den Club Cassette und immer gibts nette GEsellschaft aus der ganzen Welt: GAbriel aus Kalifornien, Eric aus Georgia, Mick aus Irland, Remo aus der Schweiz, Vincent aus Deutschland, Mohammed aus Aegypten, und John, ein Kiwi. Drinnen ist alles rauchfrei, geraucht wird auf der Strasse, aber die meisten Weissen rauchen nicht, viele Asiaten schon.


An einem dieser Tage ist eine Parade angekuendig. Ich denke, es wird eine Parade von ANZAC = Australian and New Zealand Army Corp. Die beiden Laender schicken gerne gemeinsam ihre jungen Maenner in verschiedenen Kriege, wo sie dann auch gemeinsam erschosssen werden. Und so warte ich auf Panzer, so wie in Australien, wo die zurueckgekehrten REgimenter aus dem Irak, aus Afghanistan oder aus Osttimor durch die Strassen der Stadt marschiert sind. Hier in Neuseeland sitzen barbusige Maedels auf den Panzern, werden auf schweren Harleys herumkutschiert, auf Sportwaegen, auf 4W-Drives, auf allen fahrbahren Untersaetzen, mit denen Maenner so gern spielen, sitzen die Spielsachen drauf, die sie am liebsten haben. Der groesste Busen der Welt ist auch dabei: auf jeder Seite ein Medizinball. Der Auflauf am Strassenrand ist gewaltig. Am Schluss stellt sich heraus: die Boobsparade ist eine Werbeveranstaltung fuer eine Erotikmesse am Wochenende. Neben mir sagt ein Mann zum anderen: "Meine Frau hat mich wegen einer anderen verlassen und ist lesbisch geworden" und der andere faengt schallend zu lachen an.

Dienstag, 18. August 2009

Gott zum Lachen bringen

Ich buche meinen Flug nach Neuseeland zu Oliver, der 35 ist und den ich auf meiner ersten grossen Reise in Schottland kennengelernt habe, als er eineinhalb Jahre alt war. Um nach Neuseeland einreisen zu koennen, brauche ich ein Ausreiseticket. Ich kanns nicht glauben, denn bis zu drei Monaten Aufenthalt brauchts kein Visum und denke mir, ich lasse es drauf ankommen, denn ich will mich nicht festlegen, wohin die Reise weitergeht. Beim Einchecken ins Flugzeug verlangen sie tatsaechlich das Ticket, ich hab keins. Australien ist nicht Dritte Welt, wo mit 25 Dollar alles geregelt werden kann, ich muss einen Flug buchen. Wozu gibts Internet, das hab ich gleich. Die Webseite, auf der ich problemlos meinen Flug nach Neuseeland gebucht habe, verweigert. Wegen eines Verbindungsfehlers bitte noch einmal von vorn. Nach ein paar Mal probieren geb ich auf, was ist das, das neue Mensch aergere dich nicht?

Ich suche einen Schalter, um einen Flug zu buchen und die Dame erklaert mir sehr bestimmt, dass sie jetzt eine halbe Stunde telefonieren muss. "Dann ist mein Flugzeug weg", sage ich. "Das ist nicht meine Schuld", sagt sie. Natuerlich ist es das nicht, sage ich und sie gibt mir gnaedigerweise eine Telefonnummer, wo ich mein Anliegen vorbringen kann. Und diese Telefonstimme bucht mir tatsaechlich einen Flug und mit dem Ticket gehe ich zum Schalter zurueck. Das Ticket ist ein Rueckflugticket nach Sydney, ob ich wohl ein australisches Visum habe, mit dem ich oefter als einmal einreisen darf, fragt mich der Mann beim Einchecken. "Woher soll ich das wissen", sage ich, " ich habe mein Visum nie gesehen, es ist ein elektronisches." So versucht er, das herauszufinden, fragt bei den neuseelaendischen und/oder australischen Behoerden nach und irgendwer gibt dann sein ok. Zuerst wollten sie mich nicht hereinlassen, jetzt wollen sie mich aus Australien nicht hinauslassen. "Jetzt kann jeder fliegen", lautet der Werbespruch der Billigfluglinie, doch je billiger die Flugtickets, desto strenger die Einreisebestimmungen.

Bei meiner Ankunft in Auckland auf der Nordinsel Neuseelands ist es arschkalt, das findet auch Katie, die gerade von einer Insel des Koenigreichs Tonga zurueckgekommen ist und mit der ich auf den Bus nach Hamilton warte, wo mich Oliver abholen wird. Oliver lebt seit 11 Jahren in Raglan, einer kleinen Stadt in der Naehe Hamiltons am Meer. Er ist gekommen, um hier einen Monat lang nach seiner Ausbildung als Ostheophat zu arbeiten. Sein Haus liegt direkt am schwarzen Sandstrand, vis a vis ein Huegel in Gruentoenen, die ich noch nie gesehen habe. Die beste Luft, die ich kenne, eine Mischung aus Almengruenland und Meeresbrise. Als wir von der Terasse aus den Sonnenuntergang sehen, verstehe ich, warum er geblieben ist.

Am naechsten Tag ein Sturm, die Kitesuerfer haben ihre Freude. Ich zaehle acht am Himmel, was mir schwer faellt, weil sie so flott unterwegs sind. Der Sturm wird zum Orkan und ich fuerchte, dass das Haus wegfliegt, es ist eine bessere Strandhuettte aus Holz, mit einfachen Fenstern und keiner Heizung, ein Sommerhaus, wie die Nachbarhaeuser auch. Das daneben wird gerade frisch gestrichen von Murdo, einem Freund Olivers aus Schottland, er schaut aus wie ein Wikinger und ist auf einer Weltreise hierhergekommen, um Oliver fuer ein paar Tage zu besuchen. Das war vor 6 Jahren. Jetzt hat er Frau und 2 Kinder und das dritte ist unterwegs. "Erschreck mich nicht", sage ich zu ihm und denke daran, dass ich vor meiner Abreise eine lose Liste gemacht habe, wo ich ueberall hinfahren koennte und Neuseeland war die letzte Station. Laut Liste war es aber erst Juni, jetzt ist Anfang September.

Oliver erzaehlt, dass er hier angekommen ist und sich sofort zu Hause und wohl gefuehlt hat. Vor ein paar Jahren ist seine Grossmutter gestorben und beim Durchblaettern der alten Fotoalben aus dem Nachlass hat seine Mutter entdeckt, dass ihre Grossmutter auf einer Schiffsreise 1924 in Raglan war. "Wahrscheinlich ist dir deshalb alles so vertraut vorgekommen"' sage ich. Wir gehen hinunter zum Strand, am Wegesrand bluehen die Schneegloeckchen, dann den Strand entlang, eine der besten Surfbuchten der Welt ist hier, weil die Wellen so einen lange Weg bis zum Strand haben. Und Oliver zeigt mir ein Stueck Land, das er gekauft hat und wo er nach der Hochzeit mit Vicky im Februar ein Haus bauen will. "Dann bleibst du also fuer immer hier?" frage ich ihn. "Plaene machen ist der beste Weg, Gott zum Lachen zu bringen", sagt er.

Freitag, 7. August 2009

Begegnungen

Ich bleibe in Darwin. Die Stadt ist nach Charles Darwin benannt, der hier bei seiner Erforschung der Arten Station gemacht hat. Ich warte auf Jasmin, eine Australierin, mit der ich voriges Jahr eine Woche in Hanoi verbracht habe. Sie arbeitet auf einem Schiff, das draussen im Meer Perlen einbringt. Nach neun Wochen auf See gehen sie vier Tage an Land, denn gehts wieder hinaus fuer sechs Wochen. Am Abend ihres Eintreffens geht praktisch die ganze Besatzung ins Pub, etwa 20 Leute, die Haelfte davon Frauen. Es ist eine lustige Runde, fast alles junge Leute, die ein halbes Jahr durcharbeiten und dann ein halbes Jahr freihaben, Perlenfischen ist Saisonarbeit. Jasmin, die alle Jazz nennen, sagt, heute hab ich mir mein Bankkonto angeschaut und jetzt weiss ich wieder, warum ich das mache. Einmal fahre ich noch hinaus, dann reichts.
Wir gehen weiter in die Disco, bummvoll, heute ist Tits Tuesday und nach Mitternacht marschieren die Maedels der Reihe nach auf die Buehne und praesentieren sich, manche auch ihren Busen.

Fuer den naechsten Tag ist Camping angesagt, Jazz, ihr Freund Chris, Amanda mit ihren zwei Hunden und Ron und Stacey, wir fahren mit zwei Landcruisern. Riesige Ueberlandlastwagen kommen uns auf der Strasse entgegen, dann gehts weiter auf einer Ruettelpiste durch abgebrannte Waelder zum Meer. Dort am Strand entlang auf der Suche nach einem Platz zum Fischen, spaeter fuer ein Feuer und zum Uebernachten. Weiter unten, wo ein jetzt kleiner Fluss ins Meer muendet, sind Krokodile und Amanda laesst ihre Hunde nicht von der Leine. Am Abend schlagen sie die Zelte auf. Ich klettere auf den Landcruiser, der als Dachgalerie einen metallenen Lattenrost hat. Im Schlafsack ist eine Schaumgummimatratze, darueber ein wasserdichter Ueberzug und drinnen ein Leinenschlafsack, gross genug zum Uebern Kopf ziehen wegen der Moskitos. Ich schluepfe hinein, ueber mir der Himmel voller Sterne, dicht gewebt wie ein Teppich, es ist mein Himmelszelt.

Waehrend ich auf Jazz gewartet habe, denke ich an Toni und Tonia, urspruenglich Englaender, Ende der sechziger Jahre auf einer kostenlosen Ueberfahrt mit dem Schiff nach Australien gekommen. 1991 wurde Toni als australischer Handelsdelegierter nach Polen entsandt. Tonia hat eine Schweizer Mutter und war eine meiner Liebsten in den Deutsch-Konversationsstunden, die ich in Warschau gehalten habe. Vor ein paar Jahren ist der Kontakt abgebrochen, jetzt finde ich in den White Pages, dem australischen Telefonbuch im Internet eine Telefonnummer, die passen koennte und rufe an.

"Ich heisse Edith, bin aus Oesterreich und habe in Polen gelebt, haben sie auch in Polen gelebt?", frage ich. "Ja", sagt der Mann am anderen Ende der Leitung. "Eine Tonia hat meine Deutsch-Konversationasstunden besucht. Ich bin in Australien und habe mir gedacht, ich versuche, sie zu kontaktieren. Bin ich an der richtigen Adresse?" Ich bin und Toni holt Tonia ans Telefon. Die Ueberraschung ist gross und sie laden mich ein, ein paar Tage bei ihnen in Coffs Harbour zu verbringen, nur eine Flugstunde von Sydney entfernt, fuer australische Verhaeltnisse praktisch um die Ecke. Der Anflug auf Coffs Harbour ist turbulent und die Frau neben mir sagt, einmal haben sie es wegen des starken Windes dreimal probiert und dann sind wir erst woanders gelandet und mussten zehn Stunden mit dem Bus fahren. Bei uns klappt beim zweiten Mal eine relativ sanfte Landung.

Sie warten auf mich in der Ankunftshalle, wir erkennen uns sofort wieder und Tonia sagt: "Du siehst viel entspannter aus." Wir fahren eine viertel Stunde und sind in einem Wald mit Bananenplantagen, mitten drinnen ihr neues Haus auf einem Hang. Das Sandsteingebauede umgibt eine Holzveranda, gross und breit in weiss und ein bisschen rot, im Erdgeschoss ist es ein Arkadengang. Die Voegel zwitschern, ein kleiner weisser unscheinbarer schreit, dass ich zusammenzucke, als ich ihn zum ersten Mal hoere.Von der oberen Ecke der Veranda kann man das Meer sehen. Im Garten hohe alte Baeume, Avocados, Mangos, Zitronen und Orangen, bluehende Azaleenbuesche und Palmen. Eine riesige Zysterne fuers Wasser, es reicht sechs Monate und wenn man sparsam ist, fuer neun. In der Zeit wirds hoffentlich wieder mal regnen. Weiter unten im Sueden und Westen Australiens ist Wasser noch knapper. Toni sagt, dass hier viele POHMs leben, so heissen in Australien die Englaender und es bedeutet: Prisoners of His Majesty=Gefangene des Koenigs.

Sydney ist mein naechster Stopp. Die vielen Wolkenkratzer im Zentrum erinnern an New York, Sydney ist aber doch mehr London: es gibt den Hyde Park, St. James, Oxford Street, sogar Grosvenor - nicht Square, sondern Place. Sehr gepflegt und sauber, ich finde keine abgefuckten Ecken. Und ich melde mich bei Joejoe, einem Freund meiner Schwester. Ich nehme eine Faehre nach Manley, wo er mich abholt, ein gruener Stadtteil mit Strand und Meeresschwimmbecken. Wir verstehen uns sofort, auch mit seiner Freundin Susie und sie laden mich ein, bei ihnen zu wohnen. Wir fahren nach Cronulla und machen eine Bootstour am Palm Beach, besuchen Darling Harbour mit dem Opernhaus, das aussieht wie ein Reptil und The Rocks, ein paar alte Gebaeude zwischen den Wolkenkratzern. Fuer einen Moment denke ich, wo bin ich, in Singapur? In Singapur ist es sehr heiss, hier hat es um die zwanzig Grad. "Wenn das euer Winter ist, damit kann ich leben", sage ich zu Susie und Joe, die mich praktisch adoptiert haben, auf unserem Weg nach Hause ueber die Spitbridge, die Spuckbruecke, - passt gut zu Coffs Harbour, dem Hustenhafen. "Manchmal denke ich, ich kenne mich aus, und dann weiss ich erst wieder nicht, wo ich bin", sage ich. "Im Leben oder in der Stadt?", fragt Joe.

Joe ist Oesterreicher, ist seit dreizehn Jahren hier und arbeitet als Clowndoktor. Susies Eltern sind aus Slowenien hierher gekommen, als es noch Jugoslawien war. Heuer wollen sie heiraten und vielleicht gehen sie dann doch einmal nach Oesterreich. Ich denke daran, wie oft ich als Oesterreicherin fuer eine Australierin gehalten werde. Was haben die beiden Laender gemeinsam ausser einem Teil des Namens? Die Jahreszeiten bestimmt nicht, das Wasser schmeckt nach Chlor, der Wein ist gut. Im Fernsehen gibts "Kommisar Rex", der hier "Inspektor Rex" heisst und genauso populaer zu sein scheint wie zu Hause. Und ich sehe Plakate in der ganzen Stadt mit einem Werbespruch fuer Mobeiltelefone: "Hier kommt Bob", genauso wie zu Hause und frage mich, wer hat hier von wem abgeschaut.

Dienstag, 28. Juli 2009

no worries

"No worries"', sagen die Australier bei jeder Gelegenheit, mach dir keine Sorgen. Dabei gibt es Gruende genug: Krokodile, gefaehrliche Schlagen, giftige Spinnen, toedliche Quallen und Haie. Harmlose Kangurus liegen tot am Strassenrand, als Kris, Nadine und ich gemeinsam in den Kakadu-Nationalpark fahren. Wir kommen an einem Dorf vorbei, das Humpty Doo heisst und nach 200 km Nichts in eine Kleinstadt namens Bachelor. In der Mitte die Tankstelle, die Pickups wie aus einem alten amerikanischen Western, dreckig und verrostet. Die Typen, die aussteigen oder vor der Tankstelle/Supermarkt/Coffeeshop sitzen, wie die Cowboys mit Hueten und grossen Augen, als sie uns drei sehen. Leben hier nur Junggesellen - bachelors?

Wir fahren weiter zu den Plaetzen, wo Aboriginies gelebt haben. Ein kleines Kaenguru - Wallaby- mit einem Baby im Beutel wie zu unserer Begruessung am Eingang. An den Felsbloecken viele Zeichnungen, sie erzaehlen Fabeln und Maerchen, durchaus zu Erziehungszwecken oder welche Voegel oder Fische es hier zu jagen gibt. Eine Steinzeitkultur, die Menschen haben unter den Felsvorspruengen Unterschlupf gesucht vor dem Regen oder Schutz vor der Sonne, sind dort gesessen und haben sich Geschichten erzaehlt. Es wundert nicht, dass sie sich im 21. Jahrhundert nicht so zurecht finden, wie es die Weissen von ihnen erwarten. Sie kannten nichts anderes als das Land, das sie ernaehrt, das sie von ihren Eltern uebernommen und an ihre Kinder weitergegeben haben. Die australische Regierung koennte was lernen, die sind hier voll auf dem gruenen Tripp - reuse, reduce, recycle - wiederverwenden, reduzieren, wiederverwerten - heisst es ueberall. Australien will das erste Land der Welt werden, das keinen Raubbau an den Resourcen betreibt. Den urspruenglichen Landbesitzern, den Aborigines geben sie als Entschaedigung fuer das Land genug Geld zum Leben, das diese hauptsaechlich fuer Alkohol ausgeben. Doch was sagt Buddha braucht man fuer sein Glueck: jemanden zum Lieben, etwas zu tun und einen Wunsch an die Zukunft. Zu tun haben sie nichts, geht sich also nicht aus.

Von den Krokodilen werden sie jedenfalls nicht mehr gefressen. Immer wieder Schilder, die vor den REptilien warnen. Wir entdecken ein schlafendes Krokodil am Flussufer des Alligatorrivers - aus sicherer Entfernung. Weiter oben am Fluss bekommen wir Touristen sie besser zu sehen bei der taeglichen Krokofuetterung, wo ihnen Fleischbrocken vor die Nase gehalten werden, sie sich aus dem Wasser danach strecken, das Maul aufreissen und danach schnappen. Sie sind entwicklungsgeschichtlich aelter als die Dinosaurier und koennen bis zu 2 Jahre ohne Futter auskommen. Der Kroko hier im Revier ist ueber 70 Jahre alt und hat nur mehr ein Bein, aber ueber 50 Weibchen. Sie fressen ihre eigenen Jungen, aber nicht nur: "Salzwasserkroko friesst Frischwasserkroko" mit Foto auf der Titelseite der Zeitung.

Wir fahren weiter zum "Krokodile-Dundee-Land", einem Felsplateau, das im Film eben diese Rolle spielt und von wo man im 360-Grad RAdius sehen kann. Auf der einen Seite Wetlands, Wassertuempel, die von der Regenzeit ueberig geblieben sind, heissen hier billabongs. Auf der anderen Seite eine schroffe rote Gebirgsmauer, nicht sehr hoch, aber ewig lang. Und noch einmal ein Stueck weiter Felsberge mit einzelnen Baeumen drauf und Felsvorspruengen darunter. Weiter die Strasse entlang meterhohe Termitenhuegel, aufgereiht auf einem PLatz groesser als zwei Fussballfelder wie Grabsteine auf einem Friedhof. Wasserfaelle mit kleinen Becken in den Felsvorspruengen am Bergruecken und einem grossen Teich unten, wo sich das Wasser sammelt. Die Nacht verbringen wir im einem Campingplatz angeschlossenen Hostel mit (Wasch)kueche, Duschen und Klos, einem Restaurant und Swimmingpool mitten in der Wildnis.

Wieder zurueck in Darwin gibts an diesem Wochenende ein Pferderennen und alle Frauen sind angezogen, wie wenn sie zu einer Hochzeit gehen wuerden, mit Hut. Voriges Wochenende gabs einen Galaball, naechstes faengt das Darwin Festival an, am Sonntag abend gibts Kabarett auf der Freiluftbuehne und Ende des Monats einen Wiener Maskenball. Ich gehe in mein Lieblingslokal mit Besitzern und Kueche aus Osttimor, zu meinen chinesischen Masseuren, die an einer Strassenkreuzung am Gehsteig Schultern, Nacken und Beine massieren und ins irische Pub Shenannigans. Wir feiern die GEburt von Kris Nichte und am naechsten Abend den Abschied von Kris und Nadine bis halb fuenf Uhr frueh, sie fahren weiter nach Ayers Rock. Zum Abschluss findet Nadine ihren franzoesischen Verehrer in der Freiluftdisco mit einem blonden Maedchen. "Ich reise erst morgen ab", sagt sie und nicht "no worries", sondern klatscht ihm eine ins Gesicht.

Montag, 20. Juli 2009

Nette Famileinmitglieder

"We have been waiting for you a loooong time" - lange haben wir auf dich gewartet, sagt der Zollbeamte, der in Darwin, meinem Ankunftsort in Australien den Pass kontrolliert, als ich ihm sage, dass ich zum ersten Mal hier bin. Es war eine Anreise mit Hindernissen. Zuerst war ich zweimal am gleichen Flug gebucht. Nach dem Storno der einen Buchung werde ich nach meinem Visum gefragt. "Visum? Brauche ich ein Visum?" frage ich erstaunt und die Antwort ist ja. Ich hab keins, die Fluggesellschaft kann das fuer mich regeln, wenn ich 25 amerikanische Dollar zahle. Na klar doch. Eine australische Regierungsbeamtin kommt und kontrolliert meinen Pass mit der Lupe - wortwoertlich. Warum ich kein Visum habe, wo ich doch so viel gereist bin, fragt sie. "I am just stupid"- ich bin einfach deppert - sage ich und auch, dass ich nicht den Rest meines Lebens in Australien verbringen will, hoechstens ein paar Wochen, wenn ueberhaupt. Sie glaubt mir und gibt ihr ok.

Dann wird das Visum auf mein Ticket ausgestellt, das gerade storniert wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob mich dieses Land haben will. Die freundlichen Balinesen schaffen auch diese Huerde, jetzt ist es schon etwas spaet und ich bekomme den Sitz Nummer 1D im Flugzeug, erste Reihe fussfrei. Die Stewardess unterrichtet mich, dass ich im Notfall bei der Evakuierung helfen muss und erklaert mir, wie die Tuer aufgeht. Ich bin froh, dass ich sitze und lasse sie reden. Dann der nette Empfang durch den Zollbeamten nach zweieinhalb Stunden Flug - sie wollen mich doch - und um vier Uhr frueh bin ich bei meinem Hostel. Der junge Mann an der Rezeption erklaert mir, dass meine Reservierung erst ab morgen gueltig ist und dass es sich wegen der paar Stunden nicht lohnt, fuer eine ganze Nacht zu bezahlen. Ich koenne mich ja einstweilen auf die Couch im Eingangsbereich legen.

Die Couch ist eine Holzbank, die Klimaanlage ist laut und alle fuenfzehn Minuten startet der grosse Getraenkeautomat seinen Kuehlmotor. Dazwischen geht immer wieder die Tuer auf, die Nachtschwaermer kommen nach Hause. Zuerst ein Maedchen, dann ein Bursch. Er laedt mich ein, ich koenne ja bei ihm schlafen, nein danke. Dann kommt ein Paerchen, inzwischen ist mir ziemlich kalt. Wieder ein Bursch. "Hey", sagt er, "bei mir im Zimmer ist noch ein Bett frei, willst du dich nicht dort hinlegen?" "Wieviele Betten hat das Zimmer?", frage ich. "Vier", sagt er, "aber nur drei sind belegt. In dem einen kannst du schlafen." Ich komme mit. Jemand schlaeft unten, er raeumt das Stockbett ab und ich lege mich hin und schlafe, bis der erste aufsteht.

Mein gebuchtes Bett ist in einem Vierbettzimmer mit drei deutschen Maedels. Im Hostel sind viele Franzosen und noch mehr Deutsche, viele davon mit einem Jahresvisum, wo man auch arbeiten kann. Verena arbeitet seit sieben Wochen bei McDonalds und will solange bleiben, bis sie genug Geld gespart hat, um weiterzureisen. Die zwei anderen, Kristin und Nadine sind zum Vergnuegen bzw zum Englischlernen in Australien und haben bis jetzt bei Gastfamilien gewohnt. Hostels finden sie gewoehnungsbeduerftig, gewoehnen sich aber schnell. Es gibt eine Gemeinschaftskueche, genuegend KLos und Duschen und jeden Tag kommt die Putzbrigarde, sogar ins Zimmer.

An der Waterfront ist ein kuenstlicher Strand angelegt, abgemauert, wie ich mich vergewissere, wegen Krokos, Haien und Quallen. Hier kann man tadellos sonnen und baden. Am Nachtmarkt gibt es Krokodil-, Kaenguruh- und Kamelfleisch zu essen. "You kill it, we grill it", steht am Stand angeschrieben. Ich koste von allen dreien, ist eh grauslich, Kris schmeckts. Der Didgeredoospieler am Markt ist blond und die Aboriginesmaedchen tanzen bzw wackeln mit dem Arsch, dass allen die Spuke wegbleibt. Fast jeden Abend gibt es Live-Musik in den Pubs. Die meisten Leute hier sind entweder junge TRaveller, die mit alten Campingbussen Australien bereist haben oder Seeleute, die ein paar Tage an Land verbringen, beide gierig nach Spass und Alkohol. Sie halten nichts von der Kunst der Verfuehrung oder haben keine Zeit dafuer. Hier geht die Post direkt ab: "You are so hot babe, wanna have sex?" - du bist so heiss, willst du sex? Nachdem man als Frau nicht sagen kann, ja, aber nicht mit dir, sage ich, nein, verpiss dich, bugger off. Zum Abgang sagt er noch, you have nice familymembers - nette Familienmitglieder - und starrt mir auf den Busen.