Sonntag, 30. August 2009

Bei den Kiwis

Ich bin bei den Kiwis und die sprechen wieder einen anderen Akzent - er hat bei den Englaendern den hoechsten Stellenwert hat von allen, die in Uebersee Englisch sprechen - und sie verwenden andere Ausdruecke. "Its all good", alles ist gut, ist einer ihrer Lieblingssaetze. Fast alles, die Matratzen in den Betten sind zu weich, findet Remo, ein Schweizer und ich bin seiner Meinung. Die Kiwis tragen beim Staubsaugen den Staubsauger am Ruecken und die Strassenkreuzungen kann man diagonal ueberqueren, dafuer dauern die Ampelphasen ewig. Das Bargeld ist zu achtzig Prozent abgeschafft, alle zahlen alles mit der Karte, auch das Bier im Pub, nur die Touristen laufen noch mit Geldscheinen und Muenzen herum. Das Land ist gruen, die Steiermark am Meer, auf der Suedinsel gibts den Franz Josefs Gletscher, wahrscheinlich Salzburg und Tirol am Meer. In der Zeitung sind die Zeiten fuer Ebbe und Flut angegeben und wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, an dem Tag einen guten Fang zu machen. Heute ist Vollmond und 2 Tage vorher und einen nachher sind 3 Fische, der Hoechstwert, angegeben, zu Neumond sowie am Tag davor und danach auch.


Ich fahre mit Olivers Auto zur Captain Cook Bay, der Bucht, wo der Englaender Cook gelandet ist und die ersten Maori getroffen hat, die Ureinwohner Neuseelands. Sie kommen nicht wie die Aboriginies in Australien aus Afrika, sondern aus Asien. Die Maori wurden nie besiegt, heute noch tanzen sie den Hakahaka, eine Art Kriegstanz, bevor sie ein Rugbymatch anfangen. Sie haben mit den Englaendern einen Vertrag abgeschlossen, wonach sie ihnen das Land gegen Geld ueberlassen. Die Englaender haben sich nicht um den Vertrag geschert, vor etwa zehn Jahren wurde er eingeklagt und die Maori bekommen jede Menge Entschaedigung.


Auf meiner kleinen Tour durch den Norden der Nordinsel Neuseelands komme ich auch bei den HUndertwasserklos vorbei, schauen aus wie in Wien. Und ich sehe die groessten Baeume der Welt, die Kauris wachsen hier. Der aelteste ist 1000 Jahre alt. Ich sehe einen mit 9 Metern Umfang, 40 Metern Hoehe und 70 m3 Masse. Einen mit 6 Metern Umgang kann ich sogar umarmen, die groesseren werden vor den Menschen geschuetzt, so nahe kann man an die nicht heran. Es sind aussterbende Arten, vor ein paar hundert Jahren war noch ganz Neuseeland voll davon, jetzt gibts nur mehr einzelne. Es wird wohl nachgepflanzt, aber es dauert ein paar hundert Jahre, bis sie zweimal so gross sind wie unsere Vorstellung von grossen Baeumen.


Auf den Strassen ist die Geschwindigkeit angegeben, mit der man in die Kurven einfahren kann, die Bruecken sind fast alle einspurig und auf den Landstrassen gibts die Ankuendigung, dass in ein paar Kilometer ein Teilstueck mit zwei FAhrbahnen kommt, wo man ueberholen kann. Nach ein paar Tagen Herumfahren lande ich in Auckland. Ich bin ziemlich stolz, dass ich trotz Linksverkehr und vierspurigen Autobahnen ohne Umweg in einer fremden Stadt dort ankomme, wo ich hinwollte. Linksverkehr ist kein Problem, nur schalte ich statt des Blinkers dauernd die Scheibenwischer ein. Ich checke mitten in der Stadt im Backpackerhostel ein, die nette Frau an der REzeption schickt mich in eine Gegend, wo man das Auto umsonst und sicher parken kann. Auch das finde ich und meinen Weg zurueck, keine zwanzig Minuten zu Fuss. Mein Zimmer ist winzig, Bett, Sessel und am Kastl ein Fernseher, im 10. Stock mit Minibalkon, aber ich bin mitten im GEschehen, nette Pubs und Lokale rundherum, jeden Abend gibts irgendwo Live-Musik, viele kleine Essenslaeden und REstaurants und gute Kaffeehaeuser. Gleich daneben die Stadtbibliothek, mein Wohnzimmer bei Schlechtwetter mit Riesenfernsehschirm, Kinderecke, Konzertraum, Kaffeehaus, Computer umsonst und alles zum Lesen, was es gibt. Dann der grosse Park mit anschliessendem Unicampus, die Studenten sind grossteils asiatisch, so das Essensangebot, ein eigenes Fittnesscenter, Radiostation, Arzt, Apotheke, Reisebuero, Friseur, Theater, Infocenter, Computersaal, Eltern-und Kind-Bereich und trotzdem klein genug, das alles uebersichtlich und zu Fuss zu erreichen ist. Am Abend gehe ich ins belgische Pub und spaeter in den Club Cassette und immer gibts nette GEsellschaft aus der ganzen Welt: GAbriel aus Kalifornien, Eric aus Georgia, Mick aus Irland, Remo aus der Schweiz, Vincent aus Deutschland, Mohammed aus Aegypten, und John, ein Kiwi. Drinnen ist alles rauchfrei, geraucht wird auf der Strasse, aber die meisten Weissen rauchen nicht, viele Asiaten schon.


An einem dieser Tage ist eine Parade angekuendig. Ich denke, es wird eine Parade von ANZAC = Australian and New Zealand Army Corp. Die beiden Laender schicken gerne gemeinsam ihre jungen Maenner in verschiedenen Kriege, wo sie dann auch gemeinsam erschosssen werden. Und so warte ich auf Panzer, so wie in Australien, wo die zurueckgekehrten REgimenter aus dem Irak, aus Afghanistan oder aus Osttimor durch die Strassen der Stadt marschiert sind. Hier in Neuseeland sitzen barbusige Maedels auf den Panzern, werden auf schweren Harleys herumkutschiert, auf Sportwaegen, auf 4W-Drives, auf allen fahrbahren Untersaetzen, mit denen Maenner so gern spielen, sitzen die Spielsachen drauf, die sie am liebsten haben. Der groesste Busen der Welt ist auch dabei: auf jeder Seite ein Medizinball. Der Auflauf am Strassenrand ist gewaltig. Am Schluss stellt sich heraus: die Boobsparade ist eine Werbeveranstaltung fuer eine Erotikmesse am Wochenende. Neben mir sagt ein Mann zum anderen: "Meine Frau hat mich wegen einer anderen verlassen und ist lesbisch geworden" und der andere faengt schallend zu lachen an.

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