Sonntag, 20. September 2009

Es wird Fruehling

Auf meiner kleinen Tour durch den Norden Neuseelands lerne ich im Pub von Coromandel Grant kennen. "Du siehst wirklich gut aus", ist das einzige Kompliment, das er mir macht. Die Stiefel, die ich anhabe, findet er scheusslich, dass ich rauche, findet er grauslich und die Art, wie ich tanze findet er bloed. Nicht einmal die Musik gefaellt ihm. "Ich bin zu jung fuer diesen Scheiss", sagt er. Die Band heisst Xcalibur und spielt nur Hardrock, die Musiker haben die entsprechende Haartracht. Aber er weicht nicht von meiner Seite, wir tanzen die ganze Nacht. Am naechsten Abend sehen wir uns wieder, es ist ein Samstag und am Sonntag frueh verabschieden wir uns. Er faehrt nach Auckland und ich fahre weiter nach Ha Hei, wo es am Strand heisse Quellen gibt und eine Hoehle in den Felsen direkt am Wasser, die aussieht wie eine Kathedrale. Heisse Quellen und Hoehlen hab ich genug gesehen, Grant interessiert mich mehr. Ich fahre nach Auckland, wo er lebt und arbeitet und quartiere mich im Backpackerhostel ein. Ich hab keine Adresse oder Telefonnummer von ihm, bin mir aber sicher, dass er mich auch wiedersehen will und sich melden wird. Tatsaechlich erreicht mich ein Mail von ihm, zwar eine Stunde spaeter als erwartet, aber das ist er immer. Bei unserem ersten Wiedersehen kommt er auch fast eine Stunde zu spaet. Wir gehen in ein Thairestaurant, die Tische stehen nahe beisammen und den, der am Nebentisch sitzt, kennt er. "Das ist Grant", stellt der ihn seinem Gegenueber vor, "er ist der Chef von BMW in Auckland". "Wie lange bleibst du in Auckland?", will Grant wissen. "Solange du mich hier haben willst", sage ich zu ihm. " Ich habe Zeit und keine besonderen PLaene bis Ende November."

"Oh no", sagt er. "Oh yes", sage ich, "das meine ich genau so." "Ich weiss", sagt er. Er erzaehlt von der Trennung von seiner Frau vor fast einem Jahr, dass sein 20-jaehriger Sohn bei ihm wohnt und seine 23-jaehrige Tochter, die Ende des Monats ausziehen wird. Wir verabreden uns fuer Sonntag, vorher hat er keine Zeit. Am Donnerstag schickt er den ganzen Tag SMS, ebenso am Freitag. Am Abend ruft er mich an, wir treffen uns, am Samstag fahren wir in sein Haus direkt am Meer, am Sonntag machen wir einen Ausflug aufs Land, jedesmal holt er mich mit einem anderen BMW ab.




Er schlaegt vor, das naechste Wochenende in der Bay of Islands zu verbringen. Ich aendere mein Ticket, haette fuer Mitte der Woche einen Flug zurueck nach Australien, buche jetzt fuer Ende November direkt von Auckland nach Wien. Am Freitag abend fahren wir nach Paihia, wo der Vertrag zwischen den Englaendern und Maori abgeschlossen wurde, am naechsten TAg mit der Faehre nach Russell. Am Sonntag strahlender Sonnenschein, es wird Fruehling. Wir fahren nach Hokianga in die Bucht mit weissem Strandstrand, nach Tane Mahuta, wo die groesste Kauri Neuseelands steht. Wir hoeren Freddy Mercury im Auto und ich muss an die Tanzhalle in BAgsu in den Bergen des Himalaya denken, wo vor ein paar Monaten zuerst Louis Armstrong gesungen hat: Heaven, I am in heaven und danach Freddy Mercury: Give me somebody to love, was ich damals zum ersten Mal seit 20 Jahren wiedergehoert habe. "Happy days" sagt Grant und ich denke, wir haben noch neuneinhalb Wochen.

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