Freitag, 26. Dezember 2008

radfahren in goa

seit 5. dezember, also nikolaus, rennen in goa jeden abend gruppen von kindern von einer strandbar zur anderen und singen englische weihnachtslieder. eines von ihnen ist als santa klaus verkleidet, ein anderes geht mit einer spendenbox von einem gast zum anderen und dann schnell weiter. sie wollen vor der konkurrenz im naechsten beisl sein, denn die gaeste spenden nicht gern zweimal. sie sind eilig unterwegs wie die als sternsinger verkleideten kinder, die bei uns zu heiligen drei koenig fuer die dritte welt sammeln. hier in der dritten welt sammeln die kinder fuer sich selber.





In der frueh verdienen manche von ihnen als seiltaenzer ihr geld. einmal ueber das 5-meter seil mit einem krug auf dem kopf, aus dem flammen lodern. einmal mit so etwas wie einer frisbeescheibe an einem fuss und einmal nur mit der balancierstange in den haenden. danach wird mit der frisbeescheibe abgesammelt und weiter gehts. die fischer haben dann schon ihre netze eingeholt und die frauen die fische in die koerbe geklaubt und dabei sortiert. zwei koerbe uebereinander balancieren sie auf dem kopf ueber den strand bis zur strasse hinauf, wo ein auto auf sie wartet. am strand joggen die westler, manche fahren auch mit dem fahrrad und das geht leichter als es aussieht, vor allem ganz nahe am wasser, das manchmal angenehm warm auf die beine spritzt . streunende hunde laufen streckenweise mit, kokosnusspfluecker klettern die palmen hinauf, unten liegen duenne kuehe im sand und fette paerchen in den liegestuehlen, die meist aus russland und nicht aus amerika kommen.





vor einem halben jahrtausend war portugal die weltmacht und nachdem die vasco da gama auf dem seeweg nach indien geschickt hatten, wurde der jetzige indische bundesstaat goa von den portugiesen kolonialisiert. ein paar jahre spaeter hoerte der papst von dem lotterleben, das die portugiesischen katholiken dort fuehrten und schickte missionare, um sie wieder auf den rechten weg zu bringen. die kirchen sind uebrig geblieben. in einer grossen basilika in alt goa, der ehemaligen hauptstadt der region, liegt der einbalsamierte leichnam des heiligen franz xaver in einem glaesernen sarkopharg so weit oben, dass man von unten nur trauerflor sieht.





vom lotterleben, das zuletzt die hippies in goa haben aufleben lassen, ist derzeit nichts zu bemerken. wegen terrorangst wurden alle partys verboten. die sonne auf dem ruecken, den sand zwischen den zehen und die brise im gesicht koennen sie nicht verbieten. und das meer sowieso nicht. ich fahre mit einem boot ins meer hinaus zu den delphinen, na gut zu einem, und dann mit dem auto ins land hinein. wir kommen an einem langgestreckten zweistoeckigen vergilbten herrenhaus vorbei, das links und rechts vom eingang 32 fenster hat. davor ein garten, von einer mauer umgeben. das eingangstor in der mitte steht offen, oben links ein mann in einer offenen fluegeltuer winkt uns hinauf. wir gehen durch die einfahrtshalle den breiten stiegenaufgang hinauf. es riecht nach mottenpulver. auf den ersten paar stufen ueberholt uns eine aeltere frau. sie redet, aber nicht mit uns, sondern zu dem mann, der uns hinaufgewunken hat und jetzt oben an der eingangtuer wartet. die frau ist blind. im halbstock teilt sich der stiegenaufgang, unsere wege trennen sich.





der mann bittet uns mit einem gemurmel hinein, er hat dicke brillen auf und einen schluerfenden gang. wir lassen ihn stehen und gehen weiter durch das empfangszimmer ins innere des hauses. tische, kaesten, vasen, schalen, fotos, bilder, alles sehr alt und vorne eine grosse fluegeltuer in den salon. die naechste in einen ballsaal mit kristallustern, spiegeln, wandleuchten und stukaturen an der decke, die teilweise herunterhaengen und einem klavier, das auseinanderfaellt. der mann fragt mich, wo ich herkomme und ich sage, aus oesterreich und beginne einen walzer zu singen und zu tanzen. der ballsaal hat zwoelf breite verglaste fluegeltueren, die alle zum garten hin offen sind. unten sitzen zwei indische maedchen und jaeten unkraut. wir gehen weiter ins naechste zimmer, ein hund trottet und der mann schluerft hinter uns her. wir kommen in den hinteren gang, unten im hof jede menge unrat, zur hauskapelle. in der mitte des altars eine goldene monstranz mit rubinen und diamanten. "da ist ein fingernagel des hl. franz xaver drinnen", sagt der mann. um die ecke ein alter tisch, von den 16 sesseln sind nur zwei da. danaben ein kuehlschrank aus den 30-er jahren. vorne im eingangsbereich steht eine alte frau. "das ist die besitzerin, frau braganza-perreira", wir begruessen sie, sie nickt uns zu und redet weiter mit den maedchen im garten. wir geben dem mann 60 rupies, das ist ein euro und gehen. dann sagt er, das war der ostfluegel, wenn sie den westfluegel sehen wollen, dann dort laeuten. an der eingangstuer steht braganza-menezes.





die blinde frau von vorhin oeffnet, verschwindet wieder und es kommt eine alte dame im seidenkleid und begruesst uns in tadellosem englisch. alle fenster und vorhaenge sind zu wegen des mottenpulvers, doch die blinde dreht alle lichter auf und wir stehen im gleichen haus, spiegelverkehrt. "das haus wurde fuer zwei brueder der familie braganza im 17. jahrhundert erbaut". vasen und geschirr aus chinesischem porzellan, luster aus muranoglas, silberbesteck aus england, tischchen aus japan, der grosse ballsaal mit klavier aus deutschland, alles tadellos geputzt von der blinden? frau menezes-braganza erzaehlt, dass sie nach der landreform 1961, als die Portugisieren abziehen mussten, ihr land verloren und sie das haus geoeffnet hat. beim hinausgehen macht sie eine schatulle auf, wir geben 100 rupien hinein und sie sagt: "es kostet 100 rupien pro person". der 19. dezember ist der jahrestag der befreiung goas. in der zeitung ist eine liste mit den namen der freiheitskaempfer abgedruckt. der erste name drauf: braganza.





ich fahre mit meinem fahrer zurueck an den strand. die autos hier haben namen wie ave maria oder jesus oder holy spirit. das auto meines fahrers heisst red bull. unterwegs begegnen uns einige geschmueckte fahrzeuge. "das sind hochzeitsgesellschaften, jetzt ist eine gute zeit zum heiraten", sagt er. "warum?", frage ich. "weil es in der nacht kuehl ist".

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Weihnachten im Sommer

Ich wuensche euch allen frohe Festtage aus dem sonnigen Goa!

Montag, 1. Dezember 2008

Los gehts

am mittwoch den dritten dezember 2008.