Dienstag, 18. August 2009

Gott zum Lachen bringen

Ich buche meinen Flug nach Neuseeland zu Oliver, der 35 ist und den ich auf meiner ersten grossen Reise in Schottland kennengelernt habe, als er eineinhalb Jahre alt war. Um nach Neuseeland einreisen zu koennen, brauche ich ein Ausreiseticket. Ich kanns nicht glauben, denn bis zu drei Monaten Aufenthalt brauchts kein Visum und denke mir, ich lasse es drauf ankommen, denn ich will mich nicht festlegen, wohin die Reise weitergeht. Beim Einchecken ins Flugzeug verlangen sie tatsaechlich das Ticket, ich hab keins. Australien ist nicht Dritte Welt, wo mit 25 Dollar alles geregelt werden kann, ich muss einen Flug buchen. Wozu gibts Internet, das hab ich gleich. Die Webseite, auf der ich problemlos meinen Flug nach Neuseeland gebucht habe, verweigert. Wegen eines Verbindungsfehlers bitte noch einmal von vorn. Nach ein paar Mal probieren geb ich auf, was ist das, das neue Mensch aergere dich nicht?

Ich suche einen Schalter, um einen Flug zu buchen und die Dame erklaert mir sehr bestimmt, dass sie jetzt eine halbe Stunde telefonieren muss. "Dann ist mein Flugzeug weg", sage ich. "Das ist nicht meine Schuld", sagt sie. Natuerlich ist es das nicht, sage ich und sie gibt mir gnaedigerweise eine Telefonnummer, wo ich mein Anliegen vorbringen kann. Und diese Telefonstimme bucht mir tatsaechlich einen Flug und mit dem Ticket gehe ich zum Schalter zurueck. Das Ticket ist ein Rueckflugticket nach Sydney, ob ich wohl ein australisches Visum habe, mit dem ich oefter als einmal einreisen darf, fragt mich der Mann beim Einchecken. "Woher soll ich das wissen", sage ich, " ich habe mein Visum nie gesehen, es ist ein elektronisches." So versucht er, das herauszufinden, fragt bei den neuseelaendischen und/oder australischen Behoerden nach und irgendwer gibt dann sein ok. Zuerst wollten sie mich nicht hereinlassen, jetzt wollen sie mich aus Australien nicht hinauslassen. "Jetzt kann jeder fliegen", lautet der Werbespruch der Billigfluglinie, doch je billiger die Flugtickets, desto strenger die Einreisebestimmungen.

Bei meiner Ankunft in Auckland auf der Nordinsel Neuseelands ist es arschkalt, das findet auch Katie, die gerade von einer Insel des Koenigreichs Tonga zurueckgekommen ist und mit der ich auf den Bus nach Hamilton warte, wo mich Oliver abholen wird. Oliver lebt seit 11 Jahren in Raglan, einer kleinen Stadt in der Naehe Hamiltons am Meer. Er ist gekommen, um hier einen Monat lang nach seiner Ausbildung als Ostheophat zu arbeiten. Sein Haus liegt direkt am schwarzen Sandstrand, vis a vis ein Huegel in Gruentoenen, die ich noch nie gesehen habe. Die beste Luft, die ich kenne, eine Mischung aus Almengruenland und Meeresbrise. Als wir von der Terasse aus den Sonnenuntergang sehen, verstehe ich, warum er geblieben ist.

Am naechsten Tag ein Sturm, die Kitesuerfer haben ihre Freude. Ich zaehle acht am Himmel, was mir schwer faellt, weil sie so flott unterwegs sind. Der Sturm wird zum Orkan und ich fuerchte, dass das Haus wegfliegt, es ist eine bessere Strandhuettte aus Holz, mit einfachen Fenstern und keiner Heizung, ein Sommerhaus, wie die Nachbarhaeuser auch. Das daneben wird gerade frisch gestrichen von Murdo, einem Freund Olivers aus Schottland, er schaut aus wie ein Wikinger und ist auf einer Weltreise hierhergekommen, um Oliver fuer ein paar Tage zu besuchen. Das war vor 6 Jahren. Jetzt hat er Frau und 2 Kinder und das dritte ist unterwegs. "Erschreck mich nicht", sage ich zu ihm und denke daran, dass ich vor meiner Abreise eine lose Liste gemacht habe, wo ich ueberall hinfahren koennte und Neuseeland war die letzte Station. Laut Liste war es aber erst Juni, jetzt ist Anfang September.

Oliver erzaehlt, dass er hier angekommen ist und sich sofort zu Hause und wohl gefuehlt hat. Vor ein paar Jahren ist seine Grossmutter gestorben und beim Durchblaettern der alten Fotoalben aus dem Nachlass hat seine Mutter entdeckt, dass ihre Grossmutter auf einer Schiffsreise 1924 in Raglan war. "Wahrscheinlich ist dir deshalb alles so vertraut vorgekommen"' sage ich. Wir gehen hinunter zum Strand, am Wegesrand bluehen die Schneegloeckchen, dann den Strand entlang, eine der besten Surfbuchten der Welt ist hier, weil die Wellen so einen lange Weg bis zum Strand haben. Und Oliver zeigt mir ein Stueck Land, das er gekauft hat und wo er nach der Hochzeit mit Vicky im Februar ein Haus bauen will. "Dann bleibst du also fuer immer hier?" frage ich ihn. "Plaene machen ist der beste Weg, Gott zum Lachen zu bringen", sagt er.

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