Von Hampi nach Gokarna muss ich einmal umsteigen und am Abend zwei Stunden warten. Im REstaurant, das mir empfohlen wurde, nur Maenner. Ich frage den Empfangschef, ob hier keine Frauen zugelassen sind. Doch, sagt er, und deutet auf einen Tisch. Ich frage die beiden, ob sie auch auf den Nachtzug warten und wir essen gemeinsam. Die jungen Frauen sind aus London, eine mit brasilianischen und eine mit indischen Wurzeln. Im Schlafwagen sind wir nicht im gleichen Abtei, mein Nachbar schnarcht.
Die Hauptstrasse von Gokarna ist asphaltiert und fuehrt bis an den Strand. Links und rechts zwischen Strasse und Haeuser eine schmale Grabenrinne voll mit Dreck. Ich nehme ein Zimmer in einem Guesthouse und frage den Wirt, ob ich frische Bettwaesche haben kann. Die ist schon frisch, sagt er. Ich gehe mir den Ort anschauen und treffe Nicholas, einen Franzosen, den ich aus Goa kenne. Er ist schon ein paar Tage da und in einem besseren Guesthouse, da ziehe ich auch ein. Dann wieder Richtung Strand. Frauen in Seidensaris mit frischen Blumen im Haar gehen barfuss. Ich stosse fast mit einem Radfahrer zusammen, der einem Auto ausweicht, das einer Kuh ausweicht. Die Kuehe sind klein und schmal und eine schnappt sich ein Bueschel von dem Gruenzeug, das Marktfrauen zum Verkaufen ausgelegt haben. Die Frauen verjagen sie zornig. Wenn eine Kuh einen dicken Bauch hat, dann ist sie entweder traechtig oder hat zu viele PLastiksackerl gefressen.
Aus einem Haus kommt eine Frau und putzt die Essensreste aus dem Reindl in den trockenen Rinnsal. Zwei Maenner heben einen duennen Baumstamm, der als Balken dienen soll, zwischen Strommasten und Draehten ueber die Strasse hinauf von einem Hausdach zum anderen und binden ihn oben mit einem Strick fest. Bettler halten die Hand auf und bekommen Muenzen. In der Nacht klaeffen die Hunde und in der Frueh hoere ich, wie sich meine Nachbarn waschen. Ein Kuebel wird mit Wasser angefuellt und mit einem Becher schuettet man sich das Wasser dann ueber Kopf, Gesicht, Hals, Schultern, Koerper, Beine, Arme und Fuesse. Danach versuchen sie minutenlang, den Schleim aus sich herauszuwuergen.
Der Weg zum schoenen Strand fuehrt ueber eine Huegel, ausgedoerrten Wiesen, einer Yogafarm und einer Hoehle, in der ein Guru wohnt. Von den Klippen ganz oben kann man aufs Meer sehen. Duenne Maenner tragen zwei volle Getraenkekisten uebereinander auf dem Kopf fuer die paar Leute aus dem Westen, die unten in der Bucht in ein paar Huetten wohnen. Wahrscheinlich so wie Goa frueher, jetzt gibts in und neben den Huetten highspeed Internet. Bevor es dunkel wird, gehen wir wieder zurueck in den Ort und dort essen ins Laxmirestaurant, einem Touristenlokal. Ich sitze mit Nicholas und Saha, einem Israeli. Die Burschen essen schon, meins kommt etwas spaeter. Da sagt Saha, dort hab ich gerade eine Ratte gesehen. Meine Fuesse sind schlagartig auf der Bank, den Bissen im Mund spucke ich aus, ich will weg von hier. Nicholas sagt, ich hab vorher auch schon eine gesehen, aber ich wollte nichts sagen. Die Burschen essen auf, ich lasse meins einpacken und schenke es spaeter einem bettelnden Kind.
Immer mehr indische Touristen die meisten davon Wallfahrer stroemen in den Ort, aus neunsitzigen Autos steigen 18 Personen aus und scheissen auf den Strand. Aus den Tempeln kommen die Priester, ein kleiner ueberdachter Altar auf zwei Stangen wird von vier Maennern auf den Schultern getragen. Die Menschen stellen sich an um den Segen, opfern eine Kokosnuss und bekommen eine Kerze mit einer Fackel angezuendet. Nach der kleinen Prozession gehen alle zum grossen Triumpfwagen, dem Chariot. Die vier Raeder links und rechts sind mannshohe Holzscheiben, dazwischen ein quadratischer Kasten aus Holz mit Schnitzereien, darauf ein Aufbau, der nach oben breiter wird. Eine Holzleiter wird zum Eingang des achteckigen Hausaufbaus gelehnt, dessen Waende abwechselnd offen oder eine grosse bemalte TAfel sind. Zehn Priester und Ministranten steigen hinauf. Ueber dem Haus ist ein kugelfoermiges GEbilde mit weissen und roten Faehnchen geschmueckt, die im Wind flackern. Unten ziehen zwanzig Burschen auf der linken und auf der rechten Seite mit einem Strick den Chariot die Strasse entlang. Vorne Musik, hinten gehen die Menschen nach. Es ist die Erntedankprozession, sagt jemand.
Als ich am naechsten Tag die Strasse hinuntergehe, ist dort, wo die Maenner gestern den Balken hochgehoben haben, ein ganzes Strassenstueck ueberdacht. Ich treffe Saha und er sagt, er geht ins Ratzi-Restaurant, das gestern noch Laxmi-Restaurant geheissen hat.
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2 Kommentare:
Hallo Edith -
wo bitte ist Gokarna ?
Meine geokenntnisse sind bei deiner Abenteuerlust eindeutig überfordert !
:-)
Alles Liebe aus der Wiener Hochnebelsuppe
Michaela
liebe michaela,
heute hab ich vietnamesisch gegessen, also pho und so und da hab ich gedacht an "ladys who lunch". bin gerade in bangkok und es ist verdammt heiss hier, nicht so angenehm wie in gokarna, das liegt nur ein paar stunden suedlich von goa an der kueste.
al
e
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